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Asylanten in Oberbayern..., so geht das bei uns!

Informationsabend über neue Flüchtlinge der Gemeinde Schäftlarn

Schäftlarns Bürgermeister hatte im "Gasthaus zur fröhlichen Einkehr" geladen. Die Gemeinde sollten über das Eintreffen und die Unterbringung von 147 neuen Flüchtlingen informiert werden. Selbstredend traf ich eine Stunde vor der Zeit ein, um noch einen guten Platz an der Front zu ergattern. Der biergeschwängerte Wirtshaussaal mit einer Kapazität von knapp 70 Menschen schien den Gemeindeoberen ausreichend zu sein, das Thema abzuhandeln. Während am Tresen die Biergläser gefüllt wurden, bis der Zapfhahn qualmte, machte sich im Saal missmutige Stimmung breit. An der Stirnseite: Der Feldherrnhügel -, Quertisch mit 7 Plätzen, darüber Leinwand 1,50 mal 1,50…, zwei kleine Lautsprecher aus dem heimischen Wohnzimmer der Gemeindesekretärin und ein Mikro, ausgeliehen beim örtlichen Turnverein.

Statt der erwarteten 60 bis 80 Dörfler kamen 350 Bürger, zumeist, misstrauische Grantler, übellaunig und durstig. Sie lagen mit ihrer vorauseilenden Gemütslage nicht verkehrt, zumal jede Menge Klappstühle aus dem Biergarten herbei geschafft mussten, um dem Andrang zu bewältigen. Die Wirtschaft rammelvoll, im Eingangsbereich stauten sich weitere Ankömmlinge, die Gemütlichkeit perdu.

"Mit sofui Leit homma need grechnet", kommentierte der Gemeindevorstand die dörfliche Invasion. Ich fühlte mich an den inneren Zustand unserer Regierung erinnert. Die hatten auch nicht damit gerechnet, dass sie eines Tages von Menschenmassen überrollt werden. Schon die Bedingungen des Bürgertreffens schienen so gewählt, dass bei der Organisation eines ländlichen Informationsabends entweder unbeschreiblicher Dilettantismus oder bösartiger Vorsatz Pate gestanden haben musste. Es brodelte in der Wirtshaus-Arena, zumal volle Biermaße nur noch stehend und mit an die Hüfte angelegten Ellbogen den ausgetrockneten Kehlen zugeführt werden konnten.

Die Annahme, man könne über berechtigte Sorgen und Nöte, über die Befürchtungen und Ängste, über Vorbehalte oder Probleme diskutieren, Vorbehalte oder Bedenken äußern, erwiesen sich als frommer Wunsch. Im Beisein der stellvertretenden Landrätin aus München wurden die interessierten Dorfbewohner in den Senkel gestellt. One-Way-Kommunikation nennt man das, für bayerische Verhältnisse undenbar. Wir haben beschlossen und ihr habt zu nicken. Was war noch gleich von Landratsseite zu hören? „Dees is ois need so oafach! Do stellns drei Busse mit zwoahundert Asylanten vor‘d Staatskanzlei in Minga, un mia miassn schaugn, wo mias hinkarren! Jetzt gangerts hoit nach Schäftlarn!“

Kurz und bündig wurde per Overhad-Projektor eine Exel-Tabelle in 12-Punkt-Schrift auf die Leinwand geworfen, deren Inhalt man selbst dann nicht hätte entziffern können, wenn man mit einer Lupe direkt vor der multimedialen Grafik gestanden hätte. Doch solch eine informelle Inaugenscheinnahme scheiterte bereits im Ansatz, zumal sich im Saal nicht einmal mehr eine Maus hätte regen können. Das High-Light-, ein siebenfarbiges Tortendiagramm, drei-dimensional, schlüsselte die die prozentuale Verteilung verschiedener Ethnien auf. Ob die Angaben aber so stimmten, wisse man nicht genau. Überhaupt wusste „man“ recht wenig. Nur so viel, dass der Auftrag zur General-Sanierung für ein Flüchtlings-Objekt zur menschenwürdigen Unterbringung längst erteilt worden war, obwohl die anstehenden Mietverhandlungen noch nicht vertragsbindend geklärt seien. Allerdings Die befänden sich Handwerker bereits im Stadium der Entkernung des Gebäudes. Ich stutzte. Bislang war mir kein Mieter bekannt, der sein Haus eigens nach meinen Vorgaben ausbaut, ohne einen bindenden Vertrag in der Tasche zu haben. Aber weshalb sollte ich mich über Ungereimtheiten echauffieren. Wennst bei uns beschissen wern soist, so sogt der Bayer, dann richtig.

Um es vorweg zu nehmen, bei Schäftlarn es handelt sich um eine Gemeinde, die alles andere, nur keine arme Bevölkerungsschicht beherbergt. Somit war die Anzahl der unterzubringenden Flüchtlinge ein untergeordnetes Thema. Es wurde sozusagen stoischer Bierruhe hingenommen. Ganz anders lag die Sache bei dem „Wie“! Mit feinfühligem, demokratischem Verständnis wurde der Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt. Ganz nebenbei erfährt man, um welches Objekt es sich dabei handelt, die für 150 Personen hergerichtet wird. Schäftlarn gehört jedoch nicht zu den preiswertesten Landstrichen Bayerns. Im Gegenteil. Wir schrammen knapp am Grundstücks- und Mietspreis-Niveau von Grünwald vorbei - eine der teuersten Regionen Deutschlands. Da dürfen es schon mal 25.000 Euro Miete im Monat sein.

Angemietet wird das Etablissement für 10 Jahre auf unkündbarer Basis, so ist der Plan, der gar kein Plan ist sondern eine behördliche Vorschrift. Drei Millionen Euro Miete, ohne zu wissen, wie lange sich die Flüchtlinge dort aufhalten werden. Meine Frage nach den Kosten, die auf die Gemeinde zukämen, wird abgewürgt. Des kost uns nix!. Des zahlt das Landratsamt München. Aha, denke ich mir, Steuerzahler sind bei uns noch völlig unbekannt. Es wird angeordnet und nicht diskutiert. Es wird festgestellt, es wird erlassen wie zu Kaisers Zeiten, es wird bestimmt! Zu ändern sei da nichts und meine zaghaften Nachfragen, ob das alles von der kleinen Gemeinde bewältigt werden kann, wurden von zwei linken Sympatisanten mit dem Zwischenruf „PEGIDA“ im Keim erstickt. Wir sitzen dichtgedrängt wie Heeringe, eingepfercht wie in einer Blechbüchse, bewegungsunfähig, aufrecht, aber in strammer Haltung auf unbequemen Stühlen. Aber ich halte durch.

„Und wenn so ein Asylant an Schodn anrichtet und mei Audo zerkratzt oder meinen Gartenzaun niederreißt, wer zoilt'n dees?“

„Ja, so ein Asylant hat leider keine Haftpflichtversicherung“, schallt es aus der Regierungsbank vorne am Podium. „…es gibt aber Zusatzversicherungen bei Ihrer Versicherung…, wir können Ihnen da ein paar Tipps dazu geben.“

Aha, denke ich mir, es ist also alles bestens geregelt, wenn man es selber regelt.

„Es kämen ohnehin überwiegend Kinder mit Müttern“, beschwichtigte der Bürgermeister. Na dann viel Spaß in einer Dorfschule, die gerade mal über drei Lehrer verfügt.

Auf meine Frage, wer in Gutsherrenart ohne Ansehen der Person solche Dekrete verfügt, Schulterzucken. Die stellvertetende Landrätin hat nichts zu sagen, der Landrat übrigens auch nicht, wie ich nebenbei erfuhr. Aber der war wohlweislich erst gar nicht gekommen. Das ist die Quintessenz angewandter Demokratie. „Das bestimmen die weiter oben!" Wie weit oben, das bleib im Ungefähren. "Wir können nur reagieren“, so die stellvertretende Landrätin, deren Stirn bereits silbern glänzt. Na, dann…, auf ein Weißbier…! Oans, zwoa, gsuffa…


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