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Franziskus im Kerngebiet der mexikanischen Mafia

In der Hochburg der Drogengewalt, Michoacan, wo der Papst so begeistert gefeiert wird wie auf noch keiner Reisestation, predigt er gegen die Resignation.

Auch am vierten Tag seiner Mexikoreise hat Papst Franziskus einen Ort besucht, an dem noch keiner seiner Vorgänger war: Morelia, die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacan im Südwesten des Landes. Für die internationalen Medien ist der Name Michoacan in den vergangenen Jahrzehnten gleichbedeutend gewesen mit der brutalen Gewalt der Drogenkartelle. Das Sinaloa-Drogenkartell hat hier Wurzeln geschlagen, und auch die berüchtigten "Tempelritter", die ihre Morde als "Strafe Gottes" pseudoreligiös verbrämen, sind in Michoacan aktiv. Der Staat bekämpft sie mit massivem Armeeeinsatz, zusätzlich haben sich bewaffnete Bürgerwehren gebildet. Aber Michoacan hat auch eine andere Seite. Kaum ein Bundesstaat Mexikos hat so viele sehenswerte Zeugnisse der kolonialen Vergangenheit bewahrt. Der Stadtkern von Morelia gehört zum Weltkulturerbe. Die Region gilt als eine der Hochburgen des Volkskatholizismus, sie ist berühmt für ihre gute Küche, ihr Kunsthandwerk, ihre malerischen Provinzstädte. Aber genau dort haben die Drogenbarone ihre Hochburgen. Ähnlich wie einst in Sizilien haben sich die Verbrecherorganisationen dort ausgebreitet, wo der Zentralstaat und die Polizei nur schüttere Präsenz zeigen. Die weitgehende Abwesenheit staatlicher Gewalt auf dem flachen Land haben sie genutzt, um eigene Strukturen aufzubauen - mit Schutzgelderpressung, Schwarzarbeit, Hehlerei und schließlich auch Drogenhandel. Nach und nach haben sie sich dann auch in der Hauptstadt Morelia breitgemacht und dort vor allem unter den arbeitslosen Jugendlichen einen fruchtbaren Boden gefunden. Seit die mexikanische Armee in Michoacan vor einigen Jahren einmarschiert ist und ein Netz von militärischen Kontrollpunkten eingerichtet hat, und seit Lazaro Cardenas, der große Hafen des Bundesstaates, nicht mehr von den Verbrecherkartellen kontrolliert wird, sind die Drogenkartelle geschwächt. Dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, lassen die schwer bewaffneten Sicherheitskräfte mit Maschinengewehren und gepanzerten Fahrzeugen erahnen, die den Weg des Papstes in Morelia sichern. Die Bewohner von Michoacan, die zu Hunderttausenden nach Morelia gekommen sind und die Straßen säumen, lassen sich davon nicht in ihrem Jubel stören. Bei keiner Station seiner Reise wurde der Papst bislang so begeistert gefeiert wie in dieser Stadt. Und auch der Papst schaut bei seinem Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen, die aus allen Teilen Mexikos in ein Sportstadion in Morelia gekommen sind, um mit dem Papst Gottesdienst zu feiern, mehr nach vorne als zurück auf die Jahre des Blutvergießens. Er predigt gegen Gewalt, Korruption und Drogenhandel, vor allem aber wettert er gegen die Versuchung der Resignation. Er spricht von einer "Resignation, die uns lähmt und uns nicht nur hindert zu gehen, sondern auch den Weg zu bereiten". Und von einer "Resignation, die uns nicht nur hemmt zu planen, sondern uns auch hemmt, zu wagen und zu verwandeln".


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